Die Anfänge
Bevor im Januar 1909 die Freiwillige Feuerwehr Gatow gegründet wurde, gab es in Gatow eine so genannte vereinfachte Pflichtfeuerwehr. Leider lässt sich nicht genau herausfinden, wann die Gründung dieser Pflichtfeuerwehr stattfand.
Erste Überlieferungen aus dieser Zeit gibt es aus dem Jahre 1896, als der Großbrand einer Scheune für Aufsehen sorgte. Die Pflichtfeuerwehr konnte den Brand nicht unter Kontrolle bringen, so dass ihm weitere Gebäude zum Opfer fielen. Sogar Kaiser Wilhelm II, der gerade auf dem Wasserweg nach Potsdam war legte in Gatow an und beorderte seine Matrosen zum Feuerlöschdienst. Ferner beorderte er die Berliner Feuerwehr nach Gatow, die allerdings aufgrund eines Pferdewechsels in Spandau nicht mehr rechtzeitig eintraf.
Ein Erlass der Landrates des Kreises Osthavelland, zu dem auch Gatow seinerzeit gehörte, führte dann 1908 zu den reiflichen Überlegungen in Gaotw eine freiwillige Feuerwehr zu gründen, da man feststellen musste, dass die vereinfachte Pflichtfeuerwehr nicht ausreichte, um den Brandschutz in Gatow zu gewährleisten.
Daher fand am 9.01.1909 im Wirtshaus Gatow, auf Einladung des Gemeindevorstehers Wolter eine Besprechung statt, zu der alle unbescholtenen Gemeindemitglieder geladen waren. Neben einigen offiziellen aus den benachbarten Gemeinden nahmen auch viele Gatower Bürger an der Versammlung teil. Das Interesse an der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr war groß und so wurde diese am gleichen Abend beschlossen.
Am 25. Januar fand eine erneute Versammlung im Wirtshaus Gatow statt, bei der neben der Wehrführung auch die aktiven Feuerwehrmänner gewählt wurden. Eine derartige Auswahl wurde erforderlich, da das Interesse der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten weitaus größer war als Kapazitäten vorhanden waren. Neben der damaligen Wehrführung, bestehend aus dem Schmiedemeister Zschalig, dem Obergärtner Mätschke und dem Schumachermeister Wilhelm Schulze wurden weitere 20 Kameraden als Gründungsmitglieder eingestellt. Als erstes Fahrzeug diente der FF Gatow ein einachsiger, mit einem Pferd zu bespannender Wagen, ein so genannter Doggart, der hauptsächlich für den Transport von Geräten gedacht war. Das Pferd stellte dabei jeweils einer der Ortsansässigen Landwirte. Die Alarmierung der Kameraden erfolgte über den Gemeindediener, der im Alarmfall mit einem Fahrrad und einem Horn durchs Dorf fuhr um die Angehörigen zu alarmieren.
Kurze Zeit später wurde die Ausrüstung durch eine Handdruckspritze ergänzt, ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II. Die spritze leistete bis ins Jahr 1934 treue Dienste und wurde dann weiterverkauft. Außer der intensiven Ausbildung der Kameraden, die vom Oberführer der Freiwilligen Feuerwehr Pichelsdorf übernommen wurde, gab es aber für die Kameraden aus Gatow im ersten Jahr ihres Bestehens keine nennenswerten Einsätze. Dennoch war die Motivation gleichermaßen hoch, wie man aus dem Protokollbuch entnehmen kann. Dort heißt es: „wollen wir doch bemüht sein in Stunden der Gefahr zu beweisen, dass die von unserer Gemeinde und unseren Bürgern aufgewendeten hohen Kosten nicht vergeblich geflossen sind, dass wir uns ihrer würdig erweisen wollen.“
Den ersten großen Einsatz verzeichnete die FF Gatow am 17.9.1911, als auf der gegenüberliegenden Havelseite im Grunewald ein großer Waldbrand ausgebrochen war.
Auch der Rettungsdienst hielt bereits in den Gründungsjahren Einzug bei der FF Gatow. Bereits im Jahre 1911 wurde ein Kamerad zum Samariter gewählt, der dann eine Tasche mit den notwendigen Heilmitteln zu beschaffen hatte und auch dafür verantwortlich war, dass diese bei den Alarmen mitgeführt wurde.
In den Jahren 1914 bis 1915 wurde dann an der Dorfstraße (heute Alt-Gatow) ein neues Wachgebäude für die FF Gatow gebaut. Es handelte sich dabei um ein aus roten Ziegelsteinen bestehendes Gerätehaus mit drei Toren und einem kleinen Gemeinschaftsraum und einem Nebengelaß, der als Gefängnis diente.
Der Schritt in die Großstadt
Die Gründung von Groß Berlin im Jahre 1920 ging auch an den Gatower Feuerwehrmännern nicht spurlos vorüber. Auf einer Wehrversammlung am 8. November 1920 unterrichtete der Oberführer seine Kameraden über die Neustrukturierung der Feuerwehren in Berlin. Demnach wurde die Freiwillige Feuerwehr Gatow, wie die anderen Freiwilligen Feuerwehren der Bezirke auch, der Berufsfeuerwehr unterstellt. Die FF Gatow gehörte also folglich zum Bezirk 8 von Groß-Berlin. Neben der FF Gatow gehörten auch die Freiwilligen Feuerwehren aus Spandau, Staaken, Pichelsodrf, Tiefwerder und Kladow zu diesem Bezirk.
Als man im Jahr 1930 feststellen musste, dass die kaiserliche Kesselspritze für das immer weiter wachsende Dorf nicht mehr ausreichte, musste man sich nach einem neuen Fahrzeug umsehen. Nach einem Sommerfest auf dem viele Spenden gesammelt werden konnten entschloss man sich zur Anschaffung eines 7000 ccm Adler der für 500 RM von Oberbrandmeister Hanisch aus Kladow gekauft wurde. Nach einem Umbau durch die Berufsfeuerwehr Berlin konnte das erste motorisierte Löschfahrzeug der FF Gatow am 30. April 1935 in Dienst gestellt werden.
Da die Berliner Feuerwehr im Rahmen ihrer Luftschutzmaßnahmen mit neuen Fahrzeugen ausgestattet wurde, erhielt die FF Gatow schon im darauf folgenden Jahr ein neuere Motrospritze, die bei der Berufsfeuerwehr ausgesondert wurde. Dabei handelte es sich um ein LF 25 auf Mercedes Aufbau mit einer Magirus Pumpe, das bis zum Ende des zweiten Weltkrieges seinen Dienst erfüllte und dann den Russen zum Opfer fiel. Von nun an war die Berliner Feuerwehr dafür zuständig Fahrzeuge und Geräte zu stellen, wozu auch der Kraftstoff für das Fahrzeug gehörte.
Das neue Fahrzeug der FF Gatow machte es erforderlich die Wache umzubauen, da die neue Generation der Fahrzeuge nicht mehr in die Halle passte. Dieser Umbau fand im Jahre 1935 statt. Die nach vorne gerichteten drei Tore wurden zu gemauert und die Einfahrten wurden an die Seite verlegt, so wie man es heute noch am Wachgebäude sehen kann.
Auch der 2. Weltkrieg ging an der FF Gatow nicht spurlos vorüber. Im September 1939 wurde der Feuerzug Gatow zur Ausbildung an einer Luftschutzübung nach Siemensstadt beordert. Am 1. September 1939 wurden die Gatower Feuerwehrmänner dann im Rahmen der Landesverteidigung aufgerufen und zur Feuerwehr eingezogen. Teilweise wurden die Kameraden dabei der FF Kladow zugeteilt.
Der Krieg ließ den Dienst der FF Gatow immer schwerer werden, da auch einige Kameraden der FF Gatow Kriegsdienst leisten mussten und so die Zahl der aktiven Kameraden dezimiert wurde. Im Juni 1945 gingen neun verbliebene Angehörige der FF Gatow an Werk und kümmerten sich um den Wiederaufbau der Wehr. Vorhanden waren neben dem unversehrten Gerätehaus nur wenige Geräte und einige Schläuche. Wie zu den Anfängen diente als Fahrzeug erneut ein alter Heuwagen, auf dem Schläuche und ein Standrohr lagen. Der Heuwagen musste glücklicherweise nur kurze Zeit Dienst tun, denn bereits im Jahre 1946 erhielt die FF Gatow einen Opel Blitz 1 ½ t. Dabei handelte es sich um ein Fahrzeug, dass für den Luftschutz der Wehrmacht gebaut wurde.
In den nächsten Jahren konnte sich die FF Gatow stetig vom Krieg erholen und auch die Personalstärke stieg wieder an. Zum einen durch neue Interessenten zum anderen auch durch Kriegsheimkehrer. Leider jedoch kamen nicht alle Kameraden der FF Gatow aus dem Krieg zurück.
Die Zeit nach dem Krieg
Im Jahr 1951 wurde die FF Gatow am 16.6. um 23.44 Uhr zum Brand des Lehrerseminars in Spandau gerufen. Es handelte sich dabei um einen 5. Alarm, bei dem 13 C-Rohre zum Einsatz kamen. Dennoch konnte der Dachstuhl nicht gerettet werden und fiel den Flammen zum Opfer.
Auch der nächste große Alarm ließ nicht lange auf sich warten. Am 21.6.1952 heulten die Sirenen um 23.07 Uhr erneut. In spandau brannte die Klostermühle. Aus einer Zeitung von damals kann man entnehmen: „Die Feuerwehr hatte Alarmstufe 8. Fünf Löschzüge wurden eingesetzt. Mit zehn C-Rohren bekämpften die zum Teil mit Sauerstoffgeräten ausgerüsteten Feuerwehrleute von mehreren Seiten den Brand und waren vor allem bemüht ein Übergreifen des Feuers auf den im rückwärtigen Teil des Hochhauses gelegenen Silo und auf das Nebengebäude zu verhindern.“
Nach langen und zähen Verhandlungen mit der Berliner Feuerwehr konnte die FF Gatow am 15.4.1957 eine weitere Neuerung in Dienst stellen. Es wurde ein Schlauchboot angeschafft, um dem immer größer werdenden Einsatzspektrum der Gatower Feuerwehrmänner gerecht zu werden.
Im Oktober 1957 wurde dann anlässlich einer Besprechung mit der Behördenleitung der zwingend erforderliche Ausbau der Wache Gatow bekannt gegeben. Allerdings passierte daraufhin die nächsten 14 Jahre nichts. Der Ausbau erfolgte erst im Jahre 1971.
Weitere Verhandlungen mit der Behördenleitung führten dann dazu, dass im Juli 1958 ein Feuerlöschboot bei der FF Gatow in Dienst genommen werden konnte. Dieses wurde am Steg des Wassersportheims festgemacht und wurde von einem Berufskollegen der als Bootsführer fungierte geführt.
Auch der in die Jahre gekommene Opel wurde durch ein neueres Fahrzeug ersetzt. Dabei handelte es sich um ein Magirus LF 16 Baujahr 1949.
Die 60er Jahre
Einen weniger schönen Einsatz verzeichnete die FF Gatow am 27.7.1961. Gegen 4.21 Uhr war ein Wochenendhaus am Rothenbücherweg in Brand geraten. Dem Feuer fielen eine 30 jährige Frau und ihr dreijähriges Kind zum Opfer. Ein Einsatz der den Kameraden nicht leicht fiel.
Auch der Rest des Jahres 1961 brachte einiges an Arbeit für die Gatower Feuerwehrmänner. So brannte am 12. Oktober die Scheune des Landwirtes Ernst bis auf die Mauern nieder und am 29. Oktober rückten die Kameraden zum Brand der Scheune auf dem Hof der Familie Wolter aus, die trotz großer Bemühungen auch nicht gehalten werden konnte.
Der nächste Nennenswerte Einsatz der FF Gatow war im Jahr 1966, als am 6. April ein sowjetischer Düsenjäger in den Stößensee stürzte, sicherlich ein sehr brisanter Einsatz in Anbetracht der weltpolitische Lage zu dieser Zeit. Am 10 April 1966 hieß es erneut Großalarm in Spandau. Der Güterbahnhof Spandau West stand in Flammen und es wurde 5. Alarm gegeben.
Das Ende der 60er Jahre brachte viele Neuerungen. So wurde endgültig der Ausbau des Wachgebäudes beschlossen. Führerscheininhaber wurden zur Feuerwehrfahrschule geschickt und konnten Fortan selbst das Feuerwehrfahrzeug fahren, andere Kameraden wurden zu Maschinisten und Samariterlehrgängen geschickt. Eine weitere Neuerung gab es in der Alarmierungstechnik. Am 29.1. 1969 erhielten die Kameraden der FF Gatow die ersten Funkmeldeempfänger. Die Geräte, damals noch so groß wie zwei Zigarrenkisten, ließen die bis Dato notwendige Sirenenalarmierung entfallen.
Die 70er Jahre
Im Dezember 1970 begann dann endlich der lang ersehnte Umbau des Wachgebäudes. Mit viel Eigenarbeit wurde das Wachgebäude zur Seite hin verlängert. Ein Aufenthaltsraum wurde in den Wachbau eingefügt, so wie man das Gebäude bis heute kennt. Am 22. Januar 1971 wurde das Wachgebäude in Anwesenheit von Landesbranddirektor Kurt Werner Seidel und des Bezirksbürgermeisters von Spandau Dr. Kleusberg an die Kameraden der FF Gatow übergeben.
Als im Jahre 1975 das Wachgebäude der FF Kladow umgebaut wurde, wurde der dort stationierte KTW auf der Wache Gatow untergestellt. Zwar wurde er nach Abschluss der Umbaumaßnahmen in Kladow wieder zurückverlegt, dennoch erkannte man den Wert eines in Gatow stationierten KTW, so dass im Juni 1975 ein eigener KTW bei der FF Gatow in Dienst gestellt werden konnte.
Auch über die Grenzen Berlins hinaus leisteten die Kameraden der FF Gatow ihren Dienst am Nächsten. So kam es, dass einige Kameraden im August 1975 in der Lüneburger Heide gegen die verehrenden Waldbrände ankämpften.
Im Jahr 1976 wurden dann auch die großen Selektivrufempfänger gegen wesentlich kleinere Geräte ausgetauscht, die es ermöglichten den Meldeempfänger ständig mitzuführen.
Die 80er Jahre
Nennenswert ist hier vor allem die Nacht vom 29. zum 30. März 1981. Zunächst erfolgte gegen 23.30 eine Alarmierung zum Feuer in der Dorfkirche. Der Versuch mit einer brennbaren Flüssigkeit einen Brand zu legen, konnte glücklicherweise im Keim erstickt werden. Gegen 3.30 Uhr ertönten erneut die Funkmelder. Die Scheune des Wehrführers war in Brand geraten und brannte bereits bei Eintreffen der Feuerwehr in ganzer Ausdehnung. Auch der Einsatz von 7 C-Rohren konnte die Scheune nicht mehr retten.
Auch der technische Fortschritt hielt weiter Einzug in Gatow. Am 8. Mai 1983 erhielt die Wehr ein neues Fahrzeug. Es handelte sich dabei um eine Spezialanfertigung der Firma Mercedes, die aufgrund der niedrigen Einfahrtshöhe der Fahrzeughalle erforderlich war.